Während der langen Bauphase der Lok sind wir irgendwann an den Punkt gekommen, an dem die Beschilderung anstand. Jetzt spätestens stellt sich die Frage woher nehmen und nicht stehlen? Es gibt sicherlich zum einen die Möglichkeit die Schilder zu fräsen, aber bei der feinen Struktur ist das nicht ganz einfach, da die Innenkanten der Schriften rechtwinklig sind, der Fräser aber immer einen Radius hat. Einen Ausweg aus dem Dilemma bietet das Ätzverfahren. In einem ersten Anlauf habe ich die Schilder bei spezialisierten Anbietern für Ätztechnik angefragt. Die von mir erstellte Vorlage mit allen Schildern hatte etwa die Größe einer Postkarte und sollte in 0,5 oder 0,8mm starkem Messingblech angeätzt werden.
Nachdem ich die Angebote erhalten habe musste ich doch ganz schön schlucken. Für diesen Auftrag hätte ich 120 bis 160 EURO zahlen müssen. Danach war eigentlich ganz klar dass ich die Sache selbst in die Hand nehmen muss.
Die Vorlage
Alles beginnt mit der Belichtungsvorlage. Sicherlich kann man diese mit einem Tuschestift auf Transparentpapier zeichnen, ich bevorzuge allerdings den Computer dafür. Welches Programm dafür benutzt wird bleibt jedem selbst überlassen, ich habe hier Corel Draw 8 eingesetzt. Da die Belichtungsvorlage entscheidend für das Ergebnis der Belichtung des Ätzbleches ist, empfiehlt es sich die Belichtungsvorlage spiegelverkehrt auszudrucken. Da beim belichten der mit Fotolack beschichteten Platte die bedruckte Seite der Belichtungsvorlage direkt auf dem Fotolack liegt und beim belichten kein Streulicht Unschärfen erzeugt. Die schwarzen Bereiche der Vorlage sollten auch wirklich lichtundurchlässig sein, das heißt wenn die Vorlage gegen das Tageslicht gehalten wird darf nichts hindurchschimmern. Wer einen Tintenstrahldrucker benutzt kann mit einer qualitativ guten Tinte auf Transparentpapier gute Ergebnisse erzielen. Wird ein Laserdrucker oder Kopierer benutzt, habe ich festgestellt, dass der Ausdruck auf durchsichtige Folie einfach nicht dunkel genug wird. Als ich die schon bedruckte Folie ein zweites Mal durch den Drucker laufen ließ, wurde die Vorlage zwar dunkler, ich musste aber feststellen, dass immer ein leichter Versatz zum ersten Ausdruck die Belichtungsvorlage unbrauchbar machte. Ich habe dann folgenden Trick angewandt um die schwarzen Bereiche der Folie richtig schwarz zu bekommen. Mit einem weichen Pinsel wird die schon bedruckte Folie vollständig mit schwarzer Tusche (Firma Rotring) bestrichen. Nachdem die Tusche ca. 5 Min. angetrocknet war, wischte ich mit einem Papierküchentuch mehrmals über die Folie. An den bedruckten Bereichen der Folie bleibt die Tusche haften, an den unbedruckten Bereichen lässt sich die Tusche vollständig wegwischen.
Das Funktionsprinzip der Ätzbleche.
Als Bleche eignen sich Kupfer, Messing und Neusilberbleche, die Bleche erhalten eine ein- oder beidseitige Beschichtung mit Fotolack. Es gibt positiven und negativen Fotolack. Für mein Vorhaben ist der positive Fotolack geeigneter, da die auf der Belichtungsvorlage aufgezeichneten Linien und Flächen nach dem ätzen stehen bleiben. Den Fotolack gibt es als Sprühdose zu kaufen. Beim lackieren der Bleche ist auf eine gleichmäßige Schichtdicke des Lacks zu achten. Ich habe mehrmals versucht Bleche selber zu lackieren, jedoch war das Ergebnis nach dem Belichten und Ätzen ehr schlecht als recht. Ich empfehle fertig beschichtete Bleche der Firma Saemann Modelltechnik zu bestellen. Die Bleche gibt es in verschiedenen Stärken und Größen mit Fotolack beschichtet und durch eine selbstklebende Lichtschutzfolie geschützt.
Vorbereiten der Bleche
Die zu ätzenden Bleche sollten nicht größer als 5 x 5 cm sein. Beim zuschneiden der Bleche kann eine Laubsäge mit sehr feinem Sägeblatt verwendet werden um ein Verbiegen der Bleche zu verhindern.
Belichten der Bleche
Zum belichten der Bleche wird zuerst einseitig die Schutzfolie abgezogen. Da die Bleche nur einseitig angeätzt werden bleibt die Schutzfolie auf der Rückseite bis nach dem Ätzvorgang aufgeklebt. Das Abziehen der Schutzfolie sollte in einem abgedunkelten Raum geschehen. Natürlich sollten die Ätzbleche nach dem Entfernen der Schutzfolie nicht unnötig lange herumliegen, sondern zügig belichtet werden. Zur Belichtung wird eine UV-Licht enthaltende Beleuchtungsquelle benötigt. Das kann ein Halogenstrahler sein, dessen Nachteil allerdings nicht nur eine recht lange Belichtungszeit ist, sondern auch die starke Wärmeentwicklung, die ein Verkleben der Folie mit dem Ätzblech nicht ausschließt. Besser sind spezielle UV-Lampen die es in jedem Elektronikladen gibt. Ich habe ein Belichtungsgerät benutzt mit dem normalerweise auch gewöhnliche Platinen belichtet werden. Zur Belichtungszeit kann man keine grundsätzlichen Aussagen machen, denn diese hängen sehr von der jeweils verwendeten Lichtquelle und Vorlage ab. Ich empfehle vorab mit einigen Reststücken Versuche zu fahren. Ich habe meine Bleche ca. 60 Sekunden lang belichtet, es kommt aber auf einige Sekunden mehr oder weniger nicht an.
Entwickeln
Nach dem belichten kommt das Ätzblech in das Entwicklungsbad. Der Entwickler wird ganz einfach nach der Verpackungsangabe angesetzt. Mit dem Entwickler sollte man vorsichtig sein, da es sich hier um eine ziemlich aggressive Flüssigkeit handelt, die große Löcher in Textilen ätzen kann. Nachdem das Ätzblech im Entwicklungsbad liegt wird nun der belichtete Bereich der Fotolackschicht entfernt. Es erscheint eine deutlich sichtbare Abbildung der Ätzvorlage. Die Entwicklung ist beendet wenn sich kein Fotolack mehr ablösen lässt. Nach dem Entwicklungsbad wir das Ätzblech in ein Wasserbad gelegt, um den Entwicklungsprozess zu beenden.
Ätzen
Auch hier muss zuerst die Ätzflüssigkeit angesetzt werden. Zur Auswahl stehen als Standard-ätzmittel Eisen III Chlorid und als schnelles Ätzmittel Natriumperoxidsulfat zur Verfügung.
Für den Ätzvorgang habe ich eine Tauchätzanlage benutzt. Beim ätzen werden die Bleche im unteren Bereich immer schneller ausgeätzt als im oberen. Als Gegenmaßnahme habe ich die Bleche immer wieder mal herausgenommen und umgekehrt wieder hineingehängt. Wenn die Schriftzüge sich deutlich vom Untergrund abheben ist der Ätzvorgang zu beenden. Die Bleche sollten anschließend gründlich mit Wasser abgespült werden, um Reste des Ätzmittels zu entfernen. Die Fotolackschicht kann mit Lösungsmitteln oder feinem Schleifpapier entfernt werden. So, dann kann ich nur noch sagen viel Spaß beim selberätzen.